Rundschreiben Frühling 2024

Liebe Mitglieder, Freunde und Förderer,

mit einem aktuellen Reisebericht aus Sierra Leone möchten wir Sie heute über das aktuelle Geschehen und unsere Eindrücke in Sierra Leone informieren und Ihnen unsere derzeitigen Aktivitäten darstellen.

Vom 10. bis 20. März waren wir, Ursel Röckle und Uwe Brinn, zusammen in Sierra Leone und haben dort mit unserem Vereinsvorsitzenden Debali Konteh und unserem dortigen Manager Mohamed Konteh unsere Projekte besucht, mit allen Beteiligten gesprochen und so ein gutes Bild der Situation erhalten. Dies wurde durch viele Gespräche aus dem lokalen Umfeld, Unternehmern und Exil-Sierra Leonern abgerundet.

Sierra Leone ist noch immer ein bettelarmes Land, die Hauptstadt Freetown wächst un-kontrolliert immer weiter in die Landschaft. Nur Hauptverkehrsstraßen sind befestigt. Es gibt eine teilweise Versorgung mit Wasser und Elektrizität; eine Müll- und Abwasserentsorgung nur in Ansätzen und der öffentlichen Personennahverkehrs fängt an sich zu entwickeln.
Mit der neuen Legislatur will die Regierung die Situation verbessern. Ein erklärter Fokus soll in einer Verbesserung des Schul- und Ausbildungssystem liegen. Medizinisch soll mehr in der Pädiatrie und geburtshilflichen Versorgung der Bevölkerung getan werden. Darüber hinaus werden die vielen kleinen und kleinsten Kliniken in eine medizinische Überwachung ein-gebunden, um den noch immer schlechten Versorgungsstandard anzuheben.

Aufgrund der schier unendlichen Vielzahl an Herausforderungen auf allen Ebenen des Gemeinwesens kann das vor dem Hintergrund leerer Kassen nur sehr langsam geschehen und man ist auf die aktive Hilfe der dort aktiven Hilfsorganisationen angewiesen.

Dies haben wir schon am ersten Tag in einem mehrstündigen Gespräch mit dem deutschen Botschafter, Herr Jens Kraus-Massé erfahren. Er hat uns viele wertvolle Einblicke und Tipps gegeben, die uns bei unseren weiteren Besuchen geholfen haben, das Gesehene und Gehörte schnell einzuordnen und zu bewerten. So hat er unsere Absicht einen Rettungswagen als mobile Gesundheitsstation einzusetzen im Grundsatz als logisch, nur für die gegenwärtige Situation des Landes als ungeeignet eingestuft: Die Straßen seien in einem viel zu schlechten Zustand, als dass man sich mit einem europäischen Rettungsfahrzeug schnell und sicher bewegen könne, ohne sich festzufahren. Außerdem seien in den abgelegenen Regionen ca. ¾ aller Dörfer noch immer nicht mit einem Auto erreichbar. Viel effizienter sei es dort ein geeignetes Motorrad entsrechend auszurüsten, mit dem man die Dörfer regelmäßig besucht. Wir erkannten, dass wir unser Konzept neu würden überdenken müssen.

Gerade in einer solchen abgelegenen Region wie z.B. dem Distrikt Bombali mit der Bezirkshauptstadt Makeni sind wir seit vielen Jahren tätig und unterstützen die Land-wirtschaft, das Bildungs- und Gesundheitswesen mit großem Engagement, immer unter der Maßgabe Hilfe zur Selbsthilfe. Lesen Sie nachfolgend etwas über den Status unserer einzelnen Projekte:

Landwirtschaft

Die Farm in Lungi erzeugt überwiegend Gemüse und Palmöl, aber auch einige Früchte wie Mango und Ananas. Diese Produkte werden an Marktfrauen verkauft, die ihrerseits die Produkte auf den Märkten der Umgebung verkaufen. Diese Arbeitsteilung und Konzentration auf landwirtschaftliche Produktion funktioniert gut. Der Betrieb trägt sich selbst und sorgt so für ein verteiltes Einkommen auf mehrere Haushalte.

Unsere Farmen in Rorinka und Worreh Yeama im Distrikt Bombali konzentrieren sich auf den Anbau von Reis, Cassava, Cashew und Süßkartoffeln.

Wie schon im letzten Rundschreiben berichtet, sind bei einem Brand im letzten Jahr etliche Pflanzen zerstört worden, neues Land wurde hinzugefügt und in diesem Jahr neue Cashew-Setzlinge ausgebracht. Diese wachsen gut, benötigen aber viel Pflege bevor sie einen nennenswerten Ertrag in ca. 2 Jahren bringen können. Wir überlegen, ob wir zur Vereinfachung der Arbeit motorbetriebene Sensen beschaffen sollten…

Die übrigen Felder versprechen eine normale bis gute Ernte für das laufende Jahr.Die geplante Beschaffung eines geeigneten Transportfahrzeuges haben wir gegenwärtig etwas hintenangestellt. Die beiden Traktoren funktionieren gut und können über ihre Hänger den Transportbedarf noch decken.

Gesundheit

Der sehr engagierte Leiter unserer EAFA Clinic, John Conteh (Er wird vor Ort anerkennend nur „Doc“ genannt) führt jetzt regelmäßig mit einem sehr baufälligen Motorrad Hausbesuche in den umliegenden Dörfern durch und behandelt die Patienten, die nicht zur Clinic kommen können, in ihrem Zuhause. Viele dieser Patienten könnten in der EAFA Clinic effektiver behandelt werden, was an fehlenden Transportmöglichkeiten scheitert.
Wir haben erfahren müssen, dass die Straßenzustände dermaßen schlecht sind, dass man nicht nur viele der besuchten Dörfer, sondern auch das Krankenhaus selbst mit einem Rettungswagen europäischer Prägung nicht oder nur sehr schwer erreichen kann.
 

Deshalb mussten wir unseren Plan unseren Doc mit einem Kranken-Versorgungsfahrzeug zu unterstützen aufgeben und den gegebenen Umständen anpassen.
Wir denken, dass ein entsprechend ausgerüstetes Motorrad mit Haltern für stabile Seitenkoffer eine bessere Alternative darstellt. Diese sind dort sehr weit verbreitet und könnten schnell und preisgünstiger beschafft und eingesetzt werden. Es ist noch in der Überlegung ein reines geländegängiges Fahrzeug zu beschaffen, mit dem man ggf. einen Patienten transportieren könnte.

Für unsere Clinic konnten wir, ausgehend von der schon oben beschriebenen Anforderung einer medizinischen Kontrolle, den Chirurgen aus der Klinik Makeni als „Medical Advisor“ für unsere Clinic gewinnen. Diese soll für die Behandlung von Kindern und der Betreuung von Schwangeren stärker als bisher ausgerichtet werden. Da erwartet uns noch viel Arbeit und Engagement!

 

Bildung

Seit etwa 12 Jahren haben wir Schul- und Ausbildungspatenschaften ins Leben gerufen. Für begabte Mädchen und Jungen engagieren sich einzelne unserer Mitglieder und Freunde. Sie übernehmen die Kosten für den Schul-besuch, die Unterrichts- und Lernmaterialien und die Schuluniform.

Ein besonderes Highlight unserer Reise war der Besuch unserer Schule in Worreh Yeama. Wir wurden bei unserer Ankunft nicht nur von einer jubelnden Kinderschar empfangen, sondern das gesamte Dorf hatte sich mit allen Lehrern versammelt, um sich mit uns zu treffen. Die größeren Kinder haben uns eine Vorführung Ihrer rituellen Tänze auf Basis moderner lokaler HipHop-Musik gemacht – sehr schön anzusehen und zu erfahren.

Die sehr engagierte Schulleiterin zusammen mit dem Chief des Ortes haben uns das Erreichte vorgestellt; die staatliche Anerkennung der Primarschule hat einen positiven Schub verursacht. Die Anerkennung der Lehrer durch den Staat soll jetzt mit unserer Hilfe forciert werden.

Das Lehrerzimmer wurde geräumt und zu einer ersten Klasse der Sekundarstufe um-funktioniert. Jetzt werden noch weitere Räume für die Sekundarstufe, ein Lehrerzimmer, evtl. ein Büro und einer Schulküche benötigt. Die Schulküche soll von den Müttern des Dorfes betrieben und die Grundnahrungsmittel über unsere Farmen bereitgestellt werden. So wird sichergestellt, dass jedes Kind eine Mahlzeit am Tag bekommt, wenn es zur Schule kommt. Das ist heute leider noch immer nicht der Regelfall; viel zu oft werden die Kinder aus der Schule ferngehalten und in die Beschaffung des Lebensunterhaltes der Familien eingebunden.

Dem soll so aktiv entgegengewirkt werden.
Darüber hinaus soll eine regelmäßige Kontrolluntersuchung der Gesundheit der Kinder über unsere Clinic in Rorinka erfolgen; sie ist nur ca. 12 km entfernt und unser „Doc“ könnte hinfahren und die Untersuchungen vornehmen.

Dieses Gesamtprojekt soll einen Fokus für die nächste Zeit darstellen, denn so kann die Zukunft der Kinder und damit des Landes besser unterstützt werden. Wir freuen uns über jede Unterstützung für dieses Projekt.

Wenn Sieuns bei der Verwirklichung dieser Vorhaben weiterhin so unterstützen, wie wir es in den letzten Jahren immer wieder erfahren durften, wären wir und die Menschen in und um Rorinka Ihnen wieder sehr, sehr dankbar.

Wir wünschen Ihnen einen schönen Frühling, Sonne im Herzen, Zuversicht und eine positive Grundeinstellung

Bleiben Sie gesund!

Mit dankbaren und freundlichen Grüßen

Debali Konteh | Lansana Konteh | Uwe Brinn | Ursel Röckle | Willi Drechsler

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